Ein Bericht aus dem Bornheimer Wochenblatt vom 15.01.2020
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung)
Nordend-West (jf) – Wenn man die Tür öffnet, duftet es nach frischem Kaffee. Die erste Schwelle ist überschritten. „Guten Tag und herzlich willkommen!“, ist eine Frauenstimme aus der Küche zu hören.
Dorothee Willer begrüßt den Gast und begleitet ihn in den hellen Raum, in dem bereits Tische gedeckt und mit Blumen geschmückt sind, Kuchen wird gerade hereingebracht. Das Haus der Mennonitengemeinde in der Eysseneckstraße 54 liegt nicht weit von einer Bushaltestelle entfernt. Die evangelisch-freikirchliche Gemeinde gehört dem Arbeitskreis Christlicher Kirchen in Deutschland an. Seit vier Jahren stellt die Mennonitengemeinde dem Trauercafé Ginkgo ihre Räume jeden dritten Samstag im Monat zwischen 15 Uhr und 18 Uhr zur Verfügung.
Pastorin Doris Hege gehört zu den Mitinitiatoren des Trauercafés. Allerdings ist jeder Trauernde, unabhängig von Weltanschauung und Glaubensauffassung, willkommen. „Die Atmosphäre im Trauercafé hat mich begeistert, das Team ist einfühlsam und freundlich, man kann sein Leid mit anderen teilen“, sagt eine Frau, die vor Kurzem ihren Mann und ihre Mutter verloren hat. Eine weitere Frau fügt hinzu: „Für mich ist der Kontakt zu anderen Trauernden wichtig. Man hat in Zeiten des Verlustes und Schmerzes keine Energie. Es ist tröstlich, dass es anderen ähnlich geht und einem Verständnis entgegengebracht wird. Schließlich spüren alle Trauernden diese riesige Lücke, die der Tod eines nahen Verwandten hinterlässt.“
Die Initiatoren um Dorothee und Friedrich Willer sowie Doris Hege haben im August 2015 einen freundlichen Platz für Trauernde eingerichtet, der inzwischen sehr geschätzt wird. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir es nun schon über Jahre schaffen. Doch wenn jemand mit einem Lächeln auf dem Gesicht das Café verlässt, beflügelt uns das“, sagt Hege.
Einige kommen von Anfang an ins Café Ginkgo. Für sie ist der Ort zu einem Stück Heimat geworden. Andere sind nur einmal da gewesen, wieder andere mehrmals. Jeder trauert auf seine Weise. Es gibt keine Regeln, keine Zeiten dafür. Oft sagen Verwandte oder Freunde: „Nun ist aber mal genug getrauert.“ Die Betroffenen sehen das ganz anders, brauchen Zeit, vielleicht Austausch und Zuspruch. Oder jemanden, der einfach nur zuhört. Das bietet das Trauercafé. Weihnachten und auch Silvester sind schwierige Zeiten, weil zu Weihnachten die Familie im Vordergrund steht, weil auf den Feiern zum Jahreswechsel meist Paare zu finden sind.
Neu im Team ist Theda Mirwald, seit Herbst 2019 kümmert sie sich mit um Trauernde, hat viel Erfahrung aus der Hospizarbeit. Außerdem wurde ein „Hintergrunddienst“ eingerichtet, jemand, der Kaffee oder Tee kocht und damit die Zuhörenden entlastet. „So werden die Trauernden nicht alleine gelassen, während wir in der Küche hantieren. Wir sind immer für sie da und ansprechbar“, sagt Dorothee Willer. Ihr Mann kümmert sich um den Internetauftritt und ist Ansprechpartner im Café – das wird vor allem von trauernden Männern gerne angenommen.
Das Trauercafé bietet Platz für alle Gefühle, man darf weinen, wenn einem danach ist, schweigen, wenn man das möchte, aber auch lachen. „Am schönsten ist es, wenn Freundschaften entstehen, wenn sich Menschen über das Trauercafé hinaus treffen“, sagt Willer. Hege nickt: „Wir Initiatoren unterbreiten nur Angebote. Es ist toll, wenn sich Gespräche untereinander entwickeln, wenn Vertrauen entsteht und sich Menschen gegenseitig helfen und inspirieren.“